Viele Besucher fragen nach dem hübschen Dobermannrüden im letzten Zwinger am Ende des Ganges, der wegen Zeitmangel bei uns gelandet ist. Bentley steht meist motiviert am Gitter und möchte jedes noch so kleine Ereignis mitbekommen. Er macht einen kraftvollen, sympathischen Eindruck und im Tierheim landen regelmäßig Anfragen von Liebhabern großer Rassen. Doch leider müssen wir dann immer die gleiche Antwort geben: Toller Hund, ABER…nicht so einfach, sehr grenzenlos, unerzogen, starker Jagdtrieb, viel Kraft und….hat gebissen. Nicht gezwickt oder geschnappt, nein, leider wirklich deutlich zugebissen. Dies führte leider dazu, dass Bentley als „gefährlicher Hund“ eingestuft wurde und zukünftig nur unter gewissen Auflagen vermittelt werden darf.

Wenn man mal ehrlich ist: Die Vermittlungschancen für so ein „Kaliber“ an Hund sind momentan sehr gering. Wir mussten bisher alle Anfragen für ihn im Keim ersticken, da die Anforderungen für eine Adoption so hoch sind, dass sie kaum jemand erfüllen kann. Erfahrung im Umgang mit zur Aggression neigenden Hunden, spezielle Haltungsbedingungen, die nötige Kraft 40Kg ungebremste Energie zu halten, keine anderen Lebewesen in alltäglichen Umfeld und die Fähigkeit einen solchen Hund langfristig zu trainieren und zu einem kontrollierbaren Gefährten zu machen. Klingt erst einmal unmöglich….aber wir möchten unseren großen „Bollerkopp“ nicht aufgeben und er soll auch nicht die nächsten 10 Jahre hinter Gittern verbringen. Er zeigt, dass er möchte und auch kann, ihm hat nur nie jemand nachhaltig erklärt, wie man sich Menschen gegenüber korrekt verhält. Zeitgleich haben Menschen es schwer seine Körpersprache ordentlich zu lesen, was auf beiden Seiten zu Unsicherheiten führt. Wir sehen jedoch täglich, dass in Bentley viel Potenzial steckt und er sich in richtigen Händen gewiss nach einiger Zeit zu einem tollen Begleiter entwickeln wird. Ruhiges Autofahren, Alleinebleiben und Stubenreinheit ist für ihn kein Problem.

Im Tierheim zeigt Bentley sich von zwei Seiten: Zum Einen ist er das unermüdliche Kraftpaket, was stundenlang im Auslauf tobt, am Zaun patrouilliert, Spielzeug zerlegt, Hunde anbellt, Menschen begrüßt, die Stabilität des Zaunes überprüft und mit großer Begeisterung im Planschbecken badet (sehr zum Leidwesen unserer schönen Pools, Bentley ist nicht gerade leichtfüßig).

Zum Anderen kann er sehr ruhig werden, in sich gekehrt, fast gleichgültig. So zeigt er sich häufig abends im Zwinger…als wäre ihm seine Umwelt egal, als müsste er alles mit sich selber ausmachen, Menschen interessieren ihn dann gar nicht mehr. Ihm fällt es schwer eine Bindung aufzubauen und sich auf eine Person zu konzentrieren.
Aber auch da haben wir ihn in letzter Zeit schon zugänglich erlebt, er kommt mittlerweile kuscheln, fragt nach einem Keks, bringt Spielzeuge her und bemüht sich für immer länger anhaltende Momente alles richtig zu machen.

Diese Ansätze haben uns dazu veranlast für Bentley nach einer Möglichkeit zu suchen, wie wir ihm im Rahmen des Tierheims helfen können, um ihn auf eine hoffentlich irgendwann erfolgreiche Vermittlung vorzubereiten. Wir haben ein kompetentes Trainerteam unter der Leitung einer erfahrenen Expertin im Umgang mit schwierigen Hunden gefunden, die bereit sind uns in einem Wochenseminar Wege aufzuzeigen, wie man mit so einem Hund und seinen Besonderheiten arbeitet. Wir sehen darin für Bentley eine große Chance und möchten dieses Angebot unbedingt wahrnehmen. Im September darf Bentley mit zwei bis drei Mitarbeitern unseres Tierheims in das Trainingszentrum reisen und dort eine Woche verbringen. Sowohl mit ihm als auch mit seinen Betreuern wird ein Weg erarbeitet, der uns ermöglicht Bentley richtig zu händeln und auf eine Vermittlung vorzubereiten.

Natürlich passiert so etwas nicht einfach kostenlos, weshalb wir uns für Bentley unbedingt ein paar Paten wünschen, die ihn finanziell unterstützen. Durch ein vorschnelle Adoption ist Bentley momentan leider nicht zu helfen, aber wenn alle seine Fans ein wenig dazu beitragen, dass wir ihn besser versorgen und trainieren können, wird auch dieser spezielle „Fall“ irgendwann ein gutes Zuhause finden.

Bis dahin freuen wir uns auch über Unterstützung in Form von stabilem Spielzeug (Kongs, große Taue und Futterbälle) und großen Kauknochen, um Bentley beschäftigen zu können. Er liebt Wasser, aber leider hat sein großer Pool gerade das Zeitliche gesegnet. Unsere kleinen Bademuscheln entsprechen leider nicht ganz Bentleys Ausmaßen. Von daher wäre ein Pool im Dobermann-Format ein ganz besonderes Geschenk für ihn.

Man kann sich sicher vorstellen, was in einem hungrigen Magen von einem Hund seiner Größe so alles verschwindet. Durch den Tierheimstress verträgt Bentley leider nicht jedes Futter, aber Sorten mit einem hohen Fleischanteil und ohne Getreide bekommen ihm gerade ganz gut. Auch hier würden wir uns über einmalige Spenden oder langfristige Futterpaten freuen.

Es wird gewiss kein leichter Weg mit Bentley, aber es soll seine Chance bekommen und wir hoffen, dass einige Tierfreunde bereit sind uns dabei zu helfen.