Von Sandra Spieker | Neue Westfälische

Sie heißen Sultan, Freddy oder Kasper und haben in ihrem Tierleben noch nicht viel Glück gehabt, wurden herumgereicht, falsch behandelt – oder auch geärgert. Sie sind sozusagen die “Sorgenkinder” im Lübbecker Tierheim und warten dort schon seit einiger Zeit auf ein neues Herrchen oder Frauchen – manchmal schon seit Jahren.

Sultan sitzt ganz ruhig in seinem Zwinger und schaut sich seine Besucher genau an. Das laute Kläffen kommt von seinen vierbeinigen Nachbarn. Als die Tür aufgeht, beginnt er mit dem Schwanz zu wedeln, hält still, um sich anleinen zu lassen und und schnappt sich seinen roten Spielball. Dann geht?s ab in die Felder am Industriegebiet zum Spaziergang.

Sultan ist so ein Sorgenkind des Tierheims. Schon seit August 2010 wohnt der Schäferhund-Malinois-Mix dort. “Dabei ist er so ein lieber Kerl”, sagt Tierheimleiterin Britta Lohmeyer. Problem: Sultan sucht sich die Menschen aus, die ihn anfassen dürfen. Zugeschnappt habe er auch schon einmal. Mit den meisten Menschen – auch Kindern – kommt er aber gut aus. Und trotzdem: Seitdem Sultan vor fast vier Jahren von seinem Besitzer, der zu viele Hunde hielt und ihn abgeben musste, ins Tierheim gebracht wurde, wollte ihn niemand haben. Dabei hat der elfjährige Rüde viele Fans, die ihn regelmäßig ausführen. Er bekommt auch seine ganz eigene Futtersorte gesponsert.

“Natürlich gibt es immer viele Anfragen nach kleinen Schmusehunden”, erklärt Britta Lohmeyer. Wenn die allerdings mal ins Tierheim kommen, sind sie schon wieder so gut wie vermittelt. Mit Kaspar ist es anders. Der neunjährige Schäferhund wurde von den Behörden als gefährlich eingestuft. Er war ein typischer Schutzhund, lebte einst mit Obdachlosen in einem Park und verteidigt sein Revier gut.

Außer den 27 Hunden leben Kaninchen, Meerscheinchen und 24 Katzen im Lübbecker Tierheim. Eine von ihnen ist Milena. Sie hat ein ganz ruhiges Gemüt, liegt am liebsten auf ihrer Bank oder räkelt sich in der Sonne. Die Maine-Coon-Katze gehört mit zehn Jahren schon zu den betagteren Damen im Tierheim. Die Rasse ist generell sehr beliebt – nicht zuletzt durch das buschige und flauschige Fell. Milena sei äußerst sozial und anderen Katzen gegenüber positiv eingestellt. Und kastriert sei sie auch, sagt Britta Lohmeyer.

Manchmal gebe es auch Tiere, die ein neues Zuhause fänden, dann aber wieder im Heim landen würden. Freddy ist so ein Fall. Der Labrador-Boxer-Mischling war einst Tierheimgast, zog dann in seine neue Familie, die ihn nach fünf Jahren wieder abgab, weil sie (menschlichen) Nachwuchs bekam.

Egal, wie Hund oder Katze ticken, ob die Tiere krank sind oder gesund: Generell sollten Interessenten mindestens drei- bis viermal vor Ort gewesen sein, um sich mit dem Tier zu beschäftigen, sagt Britta Lohmeyer. Dann erst bestehe die Möglichkeit, es gegen eine Schutzgebühr mit nach Hause zu nehmen. “Und wenn wir den Eindruck haben, dass es absolut nicht passt, dann sagen wir das auch”.

An der Pinnwand hängen Bilder, die Menschen mit ihren Haustieren zeigen. “Danke für meinen Schatz”, steht auf einem. Es zeigt einen kleinen Jungen, der mit seinem Kater kuschelt. Die geben Britta Lohmeyer immer wieder neuen Mut – für Fälle wie Sultan.